Zweijährige Bullennatter der Farbvariante Patternless Whitesided.
Pituophis catenifer sayi - Bullennatter
Wissenschaftlicher Name

Pituophis catenifer sayi (Schlegel, 1837)

Deutscher Trivialname
Bullennatter
Trivialnamen im Verbreitungsgebiet
Common Bull Snake, Great Basin Bull Snake, Mexican Bull Snake, North American Bull Snake, Pilot Snake, Pine Snake, Plain Bull Snake, Sayi's Bull Snake, Sayi's Pine Snake, Speckled Adder, Spotted Bull Snake, Spotted Gopher Snake, Western Bull Snake, Western Gopher Snake, Western Pine Snake, Yellow Bull Snake, Yellow Gopher Snake
Verbreitungsgebiet
USA/Mexiko: Die Bullennatter hat das wohl größte und ausgedehnteste Verbreitungsgebiet aller Pituophen. In der horizontalen Ausdehnung erstreckt es sich fast über das komplette Gebiet der USA. Im Norden beginnt die Verbreitung im südlichen Kanada und reicht in der südlichen Verbreitung einige Kilometer bis nach Mexiko hinein.
Das Verbreitungsgebiet der Bullennatter überschneidet sich mit den Verbreitungsgebieten anderer Pituophen. Unterarthybriden sind bekannt.
Jahresklimatabelle für den Norden des Verbreitungsgebietes
Jahresklimatabelle für den Süden des Verbreitungsgebietes
Jahresniederschlagtabelle für den Norden des Verbreitungsgebietes
Jahresniederschlagtabelle für den Süden des Verbreitungsgebietes
Grösse
Die Bullennatter ist der größte Vertreter der Gattung Pituophis und erreicht eine Länge von bis zu 270 cm. Im Schnitt werden sie zwischen 150 und 200 cm lang. Jungtiere sind beim Schlupft zwischen 35 und 48 cm lang und wachsen bei guter Fütterung sehr schnell zu einer erstaunlichen Größe heran.
Beschreibung
So ausgedehnt ihr Verbreitungsgebiet ist, so variabel ist ihr Aussehen. Die Bullennatter ist eine sehr massige Schlange, deren Kopf sich relativ deutlich vom Körper absetzt. Das Schnauzenschild ist höher als breit und steht ein wenig hervor. Dieses morphologische Merkmal prädestiniert diese Schlange zum Graben.
Die Grundfärbung ist im Normalfall ein dunkles Gelb oder Beige. Auf dem Körper verteilen sich zwischen 55 und 90 Sattelflecken. Die Sattelflecken sind im vorderen Drittel des Körper braun und werden zur Mitte hin dunkelbraun bis schwarz. Am Schwanz sind sie in der Regel schwarz. Innerhalb ihres Verbreitungsgebietes gibt es aber natürliche Zeichnungs- und Farbvarianten, die von der oben beschriebenen Norm komplett abweichen. So gibt es kleine Populationen dieser Unterart, deren Grundfärbung deutlich heller ist, aber die Sattelflecken fast bis ganz schwarz oder gar lackschwarz sind. Diese Population sind z. B. im Kankakee County in Illinois zu finden. Daher haben dann diese Bullennattern auch ihren Namen, nämlich Kankakee Bulls oder Illinois Bulls.
In anderen Teilen ihres Verbreitungsgebietes variiert die Grundfärbung dann von einen Orange bis zu Rot. Wiederum andere Tiere haben durchgängig braune Sattelflecken. Manchmal sind die Sattel- und Seitenflecken auch kleiner ausgeprägt und damit kommt dann auch die Grundfärbung sehr viel stärker zur Geltung.
Die Anzahl der Sattelflecken variiert aber eigentlich nie.
Die Färbung der Jungtiere ähnelt der Färbung der Elterntiere. Sie ist manchmal ein wenig kräftiger.
Biotop
Diese Schlangen bewohnen sehr gerne Nagerbauten, sind aber auch aufgrund des schon oben beschriebenen Schnauzenschildes durchaus in der Lage, selbst zu graben. Oft wird sie auch unter Wurzeln und Baumstümpfen gefunden. Sie wird genauso an den Übergängen von Feuchtgebieten in Trockengebieten gesehen, wie auch in den ausgedehnten und trockenen Steppengebieten der Vereinigten Staaten. Steiniges, felsiges Gebiete wird ebenso bewohnt, wie Biotope mit niedriger bis mittlerer Vegetation. Sogar Wälder werden von ihr in besiedelt. Bullennatter sind bis zu einer Höhe von 2.700 Metern zu finden. Der Grund dafür ist, dass in den Höhlen der Berghänge ihre bevorzugten Überwinterungsplätze sind.
Häufig ist sie auch in der Nähe des Menschen zu finden. Die Farmer in den USA schätzen ihre Nähe. Als so genannter Kulturfolger sorgt sie dafür, das die Nager nicht überhand nehmen.
Die Bullennatter ist tagaktiv und verhält sich, wenn sie gestellt wird, sehr wehrhaft. Selten geht sie einer Auseinandersetzung aus dem Weg. Das bekommen auch ihre Fressfeinde zu spüren. Sie gehört definitiv nicht zu den Schlangen, die einfach zu erbeuten ist. Schlangen der Gattung Pituophis haben eine sehr lebensechtes Verhalten, eine Klapperschlange zu imitieren. Sie können so schnell mit ihrer Schwanzspitze vibrieren, dass es dem Rasseln einer Klapperschlange täuschend gleicht. Sollte das nicht helfen, einen Gegner zu vertreiben, kann sie beeindruckend laut, mit einem eigens dafür vorhandenen Organ (Epiglotte) zischen. Wer es einmal gehört hat – vor allem von einem ausgewachsenen Tier weiß sehr genau, was ich meine und wird das wahrscheinlich nicht so schnell vergessen.
Nahrung
In das Nahrungsspektrum gehören Mäuse, Ratten, Erd- und Eichhörnchen, kleine Kaninchen und Vögel. Manchmal werden auch Eier gefressen.
Haltung
Bullennattern sind einfach zu haltende Tiere und wenn es überhaupt eine Anfängerschlange gibt, dann wäre es eine Bullennatter. Einmal eingewöhnt macht sie viel Freude. Sie ist ein gieriger Fresser und Jungtiere können bei normaler Fütterung innerhalb eines Jahres auf ein Länge von 120 – 140 cm heranwachsen. In Gefangenschaft fressen sie Mäuse und mit zunehmender Größe kann oder muss sogar auf Ratten umgestellt werden. Eine ausgewachsene Bullennatter ist problemlose in der Lage zwischen 12 und 15 ausgewachsene Mäusen zu vertilgen. So sind dann Ratten die bessere Option.
Öfters tauchen kleine oder große Wildfänge der Bullennatter im Zoofachhandel auf. Die Eingewöhnungsphase von Wildfängen dauert sehr viel länger und es empfiehlt sich, die Tier am Anfang auf Krankheiten untersuchen zu lassen. Oft tummelt sich das ein oder andere Getier im Magen/Darmbereich. Immer dann, wenn diese Tiere ihr Futter wieder auswürgen, gilt es sofort zu reagieren.
Aber da die Bullennatter in Deutschland sehr häufig (auch die verschiedensten Farbvarianten) gezüchtet wird, ist der Kauf von Wildfängen in einem Zoofachhandel Gott sei dank nicht nötig.
Der Behälter muss natürlich von der Größe her, den darin lebenden Tieren angepasst sein. Ein Parameter übrigens, der nicht nur für Bullennattern gilt. 2 bis 3 ausgewachsene Tiere sind in einem Terrarium mit den Maßen 180 x 60 x 60 (BxTxH) gut untergebracht. Bullennattern XXL (unter dieser Bezeichnung werden sie sogar in den Staaten verkauft und es gibt da wohl entsprechend erblich vorbelastete Tiere die 250 cm deutlich überschreiten) brauchen dann schon einen Behälter der dann zwischen 200 cm und 250 cm breit ist.
Es empfiehlt sich, die Terrarientechnik außerhalb des Behälters anzubringen, da auch diese ein Opfer der Kraft dieser Tiere werden kann.
Bei Temperaturen von lokal zwischen 28° und 30 ° Celsius fühlen sich Bullennattern am wohlsten. Dabei muss immer die Möglichkeit gegeben sein, kühlere Versteckplätze aufzusuchen. Aufgrund der Größe von Bullennattern ist eine Einrichtung des Terrariums mit echten Pflanzen schon von vorneherein ausgeschlossen. Kunststoffpflanzen sind Philosophie und nicht jedermanns Sache. Auch mit Wurzeln kann ein ansprechendes Terrariuminneres geschaffen werden. Ein Behälter mit immer frischem Wasser – aus dem Bullennattern übrigens auch aktiv Wasser zu sich nehmen - vervollständigt dann die Einrichtung des Behälters. Bullennattern gehen in der Regel dann Baden, wenn die Temperatur im Behälterinneren zu hoch wird. Da es Schlangen sind, die doch eher in trockeren Biotopen vorkommen, genügt es 2 mal die Woche im Behälter zu sprühen.
Eine Nachtabsenkung auf 22° ist optimal, wobei auch 24° noch im Toleranzbereich liegen.
Bullennattern halten einen je nach Verbreitungsgebiet mehr oder weniger ausgedehnten Winterschlaf, der übrigens meiner Meinung nach eine Voraussetzung für eine erfolgreiche Nachzucht und/oder gar ein Garant für ein langes und gesundes Leben in Gefangenschaft ist. Dieser Winterschlaf kann natürlich von der natürlichen Wetterentwicklung in Deutschland abhängig gemacht werden oder wir wintern unabhängig davon ein.
Meine Tiere wandern irgendwann zwischen Mitte Oktober bis Mitte Dezember in einen 2 bis 3 monatigen Winterschlaf bei Temperaturen zwischen 4° und 8° Celsius. Eingeleitet wird der Winterschlaf durch Reduzieren des Lichtes und der Temperatur. Diese Vorgehensweise wird auch bei vielen anderen Schlangen angewandt.
Bullennattern werden bei guter Pflege zwischen 15 und 20 Jahre alt.
Zucht und Aufzucht
Wie schon oben erwähnt, ist ein Winterschlaf für eine erfolgreiche Nachzucht nötig. Anfänglich mag eine Nachzucht auch noch ohne Winterschlaf klappen, aber irgendwann bleibt der Nachwuchs dann einfach aus.
Eine Paarung findet zwischen April und Mai statt. 6 – 8 Wochen nach erfolgreicher Paarung werden zwischen 6 und 15 Eier abgelegt. Bullennattereier sind sehr groß und brauchen den Vergleich mit Hühnereiern nicht zu scheuen. Bei einer Luftfeuchtigkeit von annähernd 100% und einer Temperatur von 27° - 28° Celsius schlüpfen nach etwa 65 bis 75 Tagen die Jungschlangen. Aufgrund ihrer Größe können sie schon mit großen Speckmäusen oder kleineren Springern gefüttert werden. Da sie sehr gierig sind, empfiehlt es sich, die Jungtiere getrennt zu füttern. Pituophen sind zwar keine Kannibalen, aber Ausnahmen bestätigen immer die Regel und beim unbeaufsichtigtem Füttern von Jungtieren ist es denkbar, dass so etwas schon einmal passieren kann.
Die Haltungsbedingungen der Jungschlangen unterscheiden sich in keinster Weise von denen, der adulten Tiere.
Besonderheiten
Es gibt Art-Hybriden zwischen der Kornnatter (Pantherophis guttatus) und der Bullennatter (Pituophis catenifer sayi). Vermutlich wurde die Bullennatter eine Zeitlang aufgrund ihres ähnlichen Aussehens und aufgrund der Seltenheit von Pituophis ruthveni zur Weiterzucht mir dieser herangezogen. Bei Pituophis ruthveni handelt es sich um die wahrscheinlich seltenste Schlange der Vereinigten Staaten und einige skrupellose Geschäftemacher haben die schon oben erwähnte Ähnlichkeit mit Pituophis catenifer sayi ausgenutzt, um gute Geschäfte zu machen.
Aus dem Ergebnis der Verpaarung dieser beiden Nattern wurden dann diese herausgesucht, die Pituophis ruthveni am ähnlichsten sahen. Entweder wurden sie sofort als Pituophis ruthveni verkauft oder weitergezüchtet und in der Folgegeneration als Pituophis ruthveni verkauft.
Von dieser Schlangenart sind auch schon 2-köpfige Tiere geschlüpft und haben sehr lange in Gefangenschaft überlebt.
Farbvarianten
Von der Bullennatter gibt es sehr viele Farbvarianten. Bekannt sind die Farbvariante Snow, White-Sided, Hypomelanistisch, Leuzistisch, Amelanistisch, Ghost, Ivory, Red, Salt & Pepper und Sacre. Teilweise resultieren die Farbvarianten aus einer Vermischung der Farbvarianten untereinander. Die neue Farbvariante bekommt dann einfach ein neues „Modewort“. So ist z. B. die Farbvariante Ivory das Ergebnis einer Verpaarung der Farbvarianten Snow und Ghost. Manchmal ist es mehr als schwierig, die neuen Farbvarianten zu definieren und auseinander zu halten.
Zeichnungsvarianten
Patternless.